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Autre Publication Scientifique Année : 2013

« Zur Numerusopposition ther liut ~ thie liut bei Otfrid (860) »

Delphine Pasques

Résumé

Zur Numerusopposition ther liut vs thie liuti bei Otfrid, von Delphine Pasques, Université Paris Sorbonne Bei Otfrid bezeichnet die singularische NG ther liut entweder das Volk, oder irgendeine Menschenmenge, wie es Erdmann formuliert : "Der Singular [ther liut] bezeichnet stets eine Menge von Menschen, die entweder regellos an einen Ort zusammengeströmt sind, oder Bewohner einer bestimmten Landschaft sind, oder auch ein ganzes durch Stammesverwandtschaft unter sich verbundenes Volk bilden" (Erdmann 1973 Teil 2 §27). Diese Belege singularischer NG mit Basis liut sind Grimm nach ab dem 15. Jh. sehr selten-dann überwiegt der Plural : "der singulare collectivbegriff des wortes hält sich nur sehr spärlich über das mhd. hinaus: viel land und leuts, Luther ; bair.: das leut ‚das volk'" (Grimm Bd. 12 S.838). Interessant ist in Otfrids Evangelienbuch einerseits, dass der Autor das Lexem liut als Basis von Nominalgruppen im Singular und im Plural verwendet. Noch interessanter erweist sich die Tatsache, dass diese beiden Sequenzen auch innerhalb einer bestimmten Anaphernkette vorkommen, d.h. um dasselbe Referenzobjekt zu bezeichnen. In der Episode der Brotvermehrung zum Beispiel bezeichnet Otfrid die anwesende Menschenmenge entweder mit ther liut, oder mit thie liuti. Die NG im Plural bezeichnet somit keinesfalls eine Pluralität von Menschenmengen, wie man es von dem Übergang vom Singular ther liut zum Plural thie liuti erwarten könnte, sondern dieselbe Gröβe wie die singularische NG ther liut. Soll man daraus schlieβen, dass die Numerusopposition in solchen Belegen neutralisiert ist ? oder kommt dieser Numerusopposition innerhalb einer Anaphernkette doch eine bestimmte Funktion zu-und wenn ja, welche ? Um diese Fragen zu beantworten sollen zunächst die Termini ‚Numerus' und ‚Numerusopposition' näher definiert werden und, von diesen Definitionen ausgehend, die Otfridschen NG mit Basis liut auf den Numerus hin genau analysiert werden. Dabei lehne ich mich an die Auffassung des Numerus von Paul Valentin (1984) und Yvon Desportes (2000) an, die im ersten Teil der Untersuchung anhand der NG mit Basis liut bei Otfrid erörtert wird. Erst dann werde ich in einem zweiten Schritt herauszubekommen versuchen, wie und wozu der Autor die Kategorien ‚Singular' und ‚Plural' in Bezug auf die Basis liut verwendet. Zum Korpus: Vor allem die Nominalgruppen mit Basis liuti, aber auch NG mit den Basen thiot, heri, heriscaf werden herangezogen, wenn sie auch zur Bezeichnung einer Menschenmenge verwendet werden. Ich beschäftige mich weiter primär mit den nominalen Bezeichnungen, und nicht mit den pronominalen, weil der Singular mit Pronomen kaum belegt ist. In Beispiel (1) zeigt die Wiederaufnahme vom Sing. ther liut durch den Plur. sie, dass nicht der Numerus des Antezedens die Kongruenz steuert, sondern die mit der NG ther liut verbundene Repräsentation einer Menschenmenge bzw. einer Pluralität von Menschen : (1) Ther éwarto zi nóti inbran in héizmuati, joh sléiz er sin giwáti, sin muat in kúnd gidati; Thaz ther líut westi tház theiz ímo filu zórn was, in ábulgi ouh sie wúrtin, mit ímo iz sáman zurntin. IV,19,57-60
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  • HAL Id : hal-02501023 , version 1

Citer

Delphine Pasques. « Zur Numerusopposition ther liut ~ thie liut bei Otfrid (860) ». Satz und Text. Zur Relevanz syntaktischer Strukturen zur Textkonstitution, hrsg. von Wiktorowicz, Józef / Just, Anna / Gaworski, Ireneusz, Schriften zur diachronen und synchronen Linguistik Bd. 8, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2013. ⟨hal-02501023⟩
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