Kultur und Identität, Theologie und Anthropologie. Gottfried Taubert im KOntext des frühen 18. Jahrhunderts,
Abstract
Kultur und Identität, Theologie und Anthropologie: Gottfried Taubert im Kontext des frühen 18. Jahrhunderts Prolog Dreihundert Jahre nach der Veröffentlichung des Rechtschaffenen Tantzmeister[s] durch Gottfried Taubert lohnt es sich, einen Blick auf nennenswerte Ereignisse dieser Zeit zu werfen. Im Mai des Jahres 1717 wurde am Kaiserhof in Wien ein kleines Mädchen geboren: Die Tochter des Kaisers Karl VI. war Urenkelin des frankophilen Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, der ca. sechzig Jahre zuvor das französische "ballet de cour" an seinen Hof beheimatet hatte. Aus der kleinen Maria Theresia sollte eine machtvolle Frau und Politikerin werden, die Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, Mutter der beiden Kaiser Joseph II. und Leopold II., Großmutter des letzten Kaisers Franz II. Unter ihrer Regierung, in der Mitte des 18. Jahrhunderts, stieg die Hauptstadt Wien zu einem wichtigen Kulturzentrum Europas auf und wurde insbesondere für die Tanzkunst berühmt: 1 dort waren z.B. Gasparo Angiolini und Jean-Georges Noverre tätig, um nur die bekanntesten Namen zu nennen. In Mitteldeutschland war 1717 ein sehr bewegtes Jahr für einen damals noch relativ unbedeutenden Musiker. Ein gewisser Johann Sebastian Bach, der als Organist und Konzertmeister im Dienste des lutherischen Herzogs Wilhelm Ernst von Weimar stand, bekam im August einen Anstellungsvertrag von dem calvinistischen Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen; sein Dienstherr aber verweigerte ihm seine Entlassung und ließ ihn sogar im November auf Grund seiner Halsstarrigkeit kurzzeitig inhaftieren. Die Machtprobe mit dem Fürsten